10.01.2020
Produzierende Betriebe sowie Anlagen- und Maschinenbauer stehen vor der Herausforderung, ihre Maschinen und Anlagen im Hinblick auf die Digitalisierung zu modernisieren. Digitales Retrofitting statt Neukauf von Maschinen bietet hier zahlreiche Vorteile: geringere Investitionskosten, keine aufwändigen Genehmigungsverfahren und weniger Schulungsaufwand. Um Produktionsanlagen auf den neuesten Stand der Technik zu bringen, sind eine sorgfältige Bestandsaufnahme entlang der gesamten Wertschöpfungskette und die digitale Synchronisierung notwendig. Denn in vielen Unternehmen lassen sich nicht alle Maschinen und Anlagen ohne Weiteres an IT-Systeme anbinden. Hier setzt digitales Retrofitting an.
Mit der Vernetzung aller Maschinen und der vorhandenen Steuerungstechnik ist eine lückenlose Datenerfassung und – nach Bestandsaufnahme - eine durchgängige Digitalisierung entlang der gesamten Wertschöpfung möglich. Das Projekt DIRETRONET (DIgital RETROfitting und nachträgliche VerNETzung von Fertigungsanlagen im Produktions- und Produktionsteuerungsumfeld) zielt genau darauf ab. Im Rahmen der Leitinitiative Digitalisierung wird ein Leitfaden für die Steigerung der digitalen Transformation bei Bestandsanlagen von KMU erstellt. Die Ergebnisse werden Anfang 2020 vorliegen. Der vom Land OÖ geförderte „Digital Retrofit-Guide“ wird von der oö. Standortagentur Business Upper Austria umgesetzt.
Eine erfolgreiche Anwendung von Digitalem Retrofitting gelang der Spörk Antriebssysteme GmbH. Die Firma SCA Ortmann musste ihre in die Jahre gekommene Serviettenproduktionsmaschine rundum erneuern. Die Maschine mit Baujahr 2001 läuft im Dauerbetrieb und produziert täglich vier Millionen Servietten. Nun sollte die komplette Antriebs- und Steuerungstechnik erneuert sowie die Sicherheitstechnik überarbeitet werden. SCA Ortmann beauftragte Spörk mit dem Retrofit der Maschine.
Für den Umbau waren nur drei Wochen Zeit. Weitere Herausforderung war die räumliche Enge. Spörk demontierte den alten, fünf Meter langen Schaltschrank und baute einen neuen. Dieser musste in einem Stück geliefert werden, da die Verkabelung der einzelnen Felder aufgrund des engen Zeitplans nicht möglich war. Zusätzlich wurde die gesamte Sicherheitstechnik neu implementiert, verkabelt und in Betrieb genommen. Die Türen und Klappen der Serviettenproduktionsmaschine erhielten neue Sicherheitsschalter. Bereiche, bei denen aus produktionstechnischen Gründen keine Abdeckung möglich ist, wurden entweder mit Seilzugschaltern oder Laserscannern gesichert. Für den sicheren Handbetrieb verbauten die Experten von Spörk an den Bedienstellen Zustimmtaster. Auch die gesamte Sicherheitssensorik installierten sie neu. Die vorhandenen Antriebsmotoren wurden durch neue Servomotoren von Siemens ersetzt. Ein Maschinenbauer baute die Serviettenübergabe teilweise um.
Das Team von Spörk verlegte für dieses Projekt 1,2 Kilometer Kabel. Die Umbauten erledigte es in der Rekordzeit von nur sechs Tagen. Für Inbetriebnahme und Probebetrieb standen dann nur mehr zwei Wochen zur Verfügung. Hier meisterte Spörk die nächste Herausforderung: die Integration der bestehenden Mechanik in die neue Regelungstechnik sowie den synchronen Gleichlauf von zehn Servoachsen mittels Siemens-Technologiesteuerung. Während der Produktionsbegleitung erfolgten Nachjustierungen und Optimierungen nach den Wünschen des Bedienpersonals.
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