14.07.2020
Kleinere und mittlere Unternehmen sind mit dem Thema Digitalisierung noch immer überfordert. Das hat das Interreg Central Europe Projekt InnoPeer AVM gezeigt. Mit dessen Ergebnissen haben der Mechatronik-Cluster sowie das Human Capital Management der oö. Standortagentur Business Upper Austria und 18 Partner das Nachfolgeprojekt DanubePeerChains entwickelt. Die EU fördert das Projekt mit 1,5 Mio Euro. Der Schwerpunkt liegt auf digitalen Kompetenzen in der Wertschöpfungskette von kleinen und mittleren Unternehmen von Bayern über den Westbalkan bis nach Rumänien. Die Freude über die zugesagte Förderung ist doppelt groß: Zum einen liegt die Genehmigungsquote bei nur 13 %. Zum anderen ist das Projekt in den unsicheren COVID-19-Zeiten ein „Hoffnungsträger“, der kleinen Unternehmen Sicherheit gibt.
Ende Juni ist das Interreg Central Europe Projekt InnoPeer AVM zu Ende gegangen. Das von der EU geförderte länderübergreifende Qualifizierungsprogramm half kleinen und mittleren Unternehmen in Mitteleuropa dabei, digitale Kompetenzen zu erwerben, um fit für Industrie 4.0 zu werden. Allein aus Oberösterreich absolvierten in den vergangenen zwei Jahren 70 Teilnehmer/-innen das Basic Training, in dem die wichtigsten Grundlagen der I4.0-Technologien sowie die damit einhergehenden Änderungen im HR- und Organisationsmanagement sowie bei Geschäftsmodellen vermittelt wurden.
Der Mechatronik-Cluster (MC) sieht sich daher in seiner Strategie, ein niederschwelliges Qualifizierungsangebot für Industrie 4.0 anzubieten, bestätigt. Teilnehmer/-innen benötigten keinerlei Vorkenntnisse. „Wer beispielsweise im HR-Bereich tätig ist und bisher von Industrie 4.0 nur wenig gehört hat, bekam im Basic Training Details über neue Technologien und Geschäftsmodelle vermittelt – also einen Überblick über Industrie 4.0 als Gesamtes“, erklärt Projektmanagerin Eva Breuer aus dem MC.
Die vertiefenden Kurse, die coronabedingt in den vergangenen Monaten als Online-Trainings stattfanden, waren heiß begehrt. Mehr als 500 Interessierte nahmen an einzelnen Kursen teil und laufend werden es mehr. „Mit so großem Interesse hatten wir nicht gerechnet“, betont Breuer, „denn die Präsenz auf der Plattform der Virtuellen Hochschule Bayern (vhb) setzt ein hohes Level voraus. Die Online-Kurse werden in Englisch abgehalten und sind nach wie vor auf open.vhb.org abrufbar.“ Auch Studierende nahmen an den Online-Kursen teil. Technische und sozialwissenschaftliche Institute der Johannes Kepler Universität Linz überlegen daher, weiterführende Crossover-Kurse anzubieten.
Denn die Auswertung von InnoPeer AVM zeigt deutlich: Ganz kleine Firmen sind mit der Digitalisierung noch immer überfordert, vor allem in traditionellen Branchen. In Betrieben mit 100 bis 500 Mitarbeitern/-innen herrscht allerdings große Diskrepanz: In allen Regionen gibt es Vorreiter, die die digitale Transformation bereits leben, während andere noch in den Kinderschuhen stecken.
Genau hier setzt nun das neu genehmigte, von der EU geförderte Interreg DTP Projekt DanubePeerChains an. Das Folgeprojekt schließt inhaltlich an InnoPeer AVM an und will weitere Möglichkeiten für Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette herausarbeiten. Konkret geht es um die Qualifizierung von Wirtschaftsagenturen wie Oberösterreichs Standortagentur Business Upper Austria und KMU im Kontext der digitalen Transformation. „Der Fokus wird nun noch stärker darauf liegen, wie wir als Standortagentur die KMU bei wirtschaftlichen und Arbeitsmarkt-Herausforderungen noch besser unterstützen können“, sagt Breuer. Das IAA - Institut für Arbeitsforschung und Arbeitspolitik an der Johannes Kepler Universität Linz bringt hier als assoziierter Partner seine Expertise ein.
Warum liegt der Fokus gerade auf den östlichen Donauländern und dem Balkan? Weil viele oberösterreichische Unternehmen dort Tochterfirmen betreiben oder geschäftliche Beziehungen zu diesen Ländern pflegen. Industrie 4.0 kommt dort nur sehr langsam in die Gänge, daher profitieren auch heimische Unternehmen von einem digitalen Qualifizierungsprogramm in diesen Ländern. Außerdem gab es historisch gesehen immer schon einen regen Austausch an Arbeitskräften. Es gilt somit, Modellwertschöpfungsketten zu entwickeln, die als Best-Practice-Beispiele dienen können.
Die Wertschöpfungsketten werden zunächst über alle Branchen im Umfeld der Mechatronik betrachtet. Auch Querverbindungen zur Automotive-Branche spielen eine Rolle. Im nächsten Schritt werden die Wertschöpfungsketten von drei konkreten Unternehmen mit all ihren Charakteristika ausgearbeitet. Die Erkenntnisse aus InnoPeer AVM fließen hier ein. Ab 2021 entwickelt das Projektteam Tools, definiert Unterstützungsleistungen, startet Pilotprojekte mit Firmen und erste Trainings. Das Human Capital Management (HCM) der oö. Standortagentur steuert sein Know-how für den Arbeitsmarkt-Aspekt bei. Business und Labor Market Support Organizations in allen beteiligten Regionen werden sich laufend austauschen und beraten, wie die Ergebnisse in die Regionalstrategien und die Donauraumstrategie einfließen können.
Aus diesem Grund wurde ein assoziierter Partner aus Moldawien – Ministerium für Health, Labor and Social Protection – gewonnen, bei dem Projekt mitzuwirken. Dieses Ministerium ist gemeinsam mit einem weiteren moldawischen Ministerium sowie dem österreichischen Bildungsministerium und dem österreichsichen Arbeitsministerium Koordinator der Donauraumstrategie Priority 9 People & Skills.
Projektvolumen: 1,8 Mio. Euro (davon 1,5 Mio. Euro EU-Fördersumme)
Laufzeit: 1.7.2020 - 31.12.2022 (2,5 Jahre)
Projektleitung: Business Upper Austria (Mechatronik-Cluster, Human Capital Management)
19 Partner aus folgenden Ländern: Deutschland (Bayern), Österreich, Slowenien, Kroatien, (West-)Ungarn, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Montenegro, Rumänien, Moldawien
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