Wir automatisieren Österreich

© iStock/ PJ66431470
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„Im internationalen Vergleich ist Oberösterreich gut aufgestellt.“ Klaus Oberreiter, Leiter Policy & Standortstrategie, Business Upper Austria © Business Upper Austria
„Im internationalen Vergleich ist Oberösterreich gut aufgestellt.“ Klaus Oberreiter, Leiter Policy & Standortstrategie, Business Upper Austria © Business Upper Austria
„Es geht darum, Oberösterreich als  Produktionsstandort zu stärken.“ Elmar Paireder, Manager Mechatronik-Cluster, Büro Linz © Elmar Paireder
„Es geht darum, Oberösterreich als Produktionsstandort zu stärken.“ Elmar Paireder, Manager Mechatronik-Cluster, Büro Linz © Elmar Paireder
© Welser Profile
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04.11.2024

Der Produktionsstandort Oberösterreich steht aktuell gewaltig unter Druck. Zu den vielfältigen Herausforderungen zählen der Fachkräftemangel und steigender Kostendruck. Intelligente und automatisierte Produktion mit innovativen Technologien kann die Lösung sein. Der Mechatronik-Cluster und die Abteilung Policy & Standortstrategie bei Business Upper Austria arbeiten daher an einer Initiative, die den Automatisierungsgrad heimischer Unternehmen sowie deren Wettbewerbsfähigkeit erhöhen wird.

Oberösterreich ist eine starke Wirtschaftsregion in Mitteleuropa und das Wirtschaftsund Industriebundesland Nummer eins in Österreich. Im aktuellen fDi-Ranking listet die Financial Times unser Bundesland unter die Top 10 der „Small European Regions of the Future“. Der produzierende Sektor hat eine überproportionale Bedeutung: Mehr als ein Drittel der Beschäftigten in Oberösterreich arbeiteten 2023 in Produktionsbetrieben (34,9 %). Mehr als ein Viertel (26,2 %) ist der Herstellung von Waren zuzurechnen. Der Anteil Oberösterreichs an den österreichischen Exporten beträgt 25 Prozent, 80 Prozent der oberösterreichischen Exporte gehen in den Europäischen Wirtschaftsraum.

Arbeitskosten beeinflussen Wettbewerb

„Vor diesem Hintergrund ist klar: Unsere Unternehmen stehen im globalen Wettbewerb. In diesem geraten sie zunehmend unter Druck – durch den teilweise starken Anstieg der Produktionskosten“, betont Mechatronik-Cluster-Manager Elmar Paireder. Konkret geht es um die Lohnstückkosten, also die Arbeitskosten je produzierter Einheit. Diese sind seit 2020 deutlich stärker gestiegen als jene in der Eurozone bzw. weltweit. „Dies ist insofern von hoher Relevanz, da die Arbeitskosten die Produktivität und somit die Wettbewerbsfähigkeit stark beeinflussen. Steigen die Arbeitskosten stärker als die Produktivität, büßt der Standort Oberösterreich Wettbewerbsfähigkeit ein“, ergänzt Paireder.

Erschwerende Faktoren

Hinzu kommen weitere gravierende Herausforderungen. Das Arbeitskräfteangebot wird bis 2030 aufgrund des demografischen Wandels um zehn Prozent schrumpfen. Rohstoff-, Material- und Energiekosten werden weiter steigen und die Lieferketten bleiben unsicher. „Trotz guter Ausgangslage müssen daher oberösterreichische Unternehmen dringend an der Steigerung ihrer Produktivität arbeiten, um am globalen Markt wirtschaftlich weiter erfolgreich sein zu können. Letztendlich geht es darum, Oberösterreich als Produktionsstandort zu stärken und eine mögliche Deindustrialisierung zu vermeiden“, betont der Cluster-Manager.

Herausforderungen aus Unternehmenssicht

Unternehmen verschiedenster Branchen berichten von weiteren Herausforderungen. Sie müssen ihre Produktionsprozesse flexibel gestalten, um auf Marktveränderungen und individuelle Kundenwünsche zu reagieren. Gleichzeitig gilt es, Produktionskosten zu senken und die Produktivität zu steigern, was jedoch hohe Anfangsinvestitionen erfordert. Der Fachkräftemangel verschärft die Situation, da gut ausgebildete Mitarbeiter für die Implementierung und Wartung neuer Technologien benötigt werden. Qualitätssicherung ist ein weiterer zentraler Aspekt, um hohe Standards zu gewährleisten. Zudem müssen nachhaltige und ressourcenschonende Produktionsmethoden integriert werden, ohne die Rentabilität zu beeinträchtigen. Schließlich stellt die Finanzierung dieser Investitionen eine bedeutende Herausforderung dar, wobei eine gründliche Kosten-Nutzen-Analyse unerlässlich ist.

Automatisierung als Lösung

„Wir wären aber nicht der MechatronikCluster, wenn wir nicht mögliche Lösungen kennen würden: Eine intelligente, automatisierte und digitalisierte Produktion kann diese Herausforderungen abfedern und bietet für alle Punkte Lösungsansätze“, ist Paireder überzeugt. Immerhin belegen Studien, dass beispielsweise durch den Einsatz von Industrierobotern in Unternehmen die Anzahl der Mitarbeitenden häufiger anstieg als ohne Robotereinsatz und starke Produktivitätseffekte damit verbunden sind. Diese Studien empfehlen daher eine stärkere Implementierung von Robotern aufgrund des Potenzials für Wachstum, Produktionsqualität und Wettbewerbsfähigkeit. Gelingen kann dies mit Technologien, Methoden und Konzepten, die Produktionsprozesse effizienter, flexibler und transparenter gestalten, also die Produktivität steigern.

Neue Technologien als Anreiz

Diese Bausteine können je nach Branche und Unternehmensbedürfnissen variieren. Im Allgemeinen zählen dazu Industrie 4.0, Internet of Things (IoT), Künstliche Intelligenz (KI), Big Data und Datenanalyse, Digitale Zwillinge, Cyber-physische Systeme (CPS), Augmented und Virtual Reality, Robotik und Automatisierung, Cloud Computing oder auch MenschMaschine-Schnittstellen (HMI). „All diese Technologien und Konzepte wirken auch positiv auf die Belegschaft, weil sie physisch anstrengende oder monotone Arbeiten reduzieren, die Arbeitssicherheit erhöhen und eine entsprechende Höherqualifizierung ermöglichen“, zitiert Paireder zahlreiche Studien.

Oberösterreich gut aufgestellt

Doch wie ist es eigentlich um den Automatisierungsgrad in Oberösterreich bestellt? „Im internationalen Vergleich sind wir gut aufgestellt, besonders in der technologischen Integration und der Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung“, betont Klaus Oberreiter, Leiter der Abteilung Policy & Standortstrategie bei Business Upper Austria. Im internationalen Vergleich liegt Österreich im Bereich der Automatisierung über dem EUDurchschnitt. Im Vergleich zu führenden Ländern wie Deutschland, Japan, Südkorea und den USA besteht jedoch noch Wachstumspotenzial. Die lange Tradition im Maschinenbau und der Metallverarbeitung ist eine solide Basis für Automatisierungstechnologien in Oberösterreich. Unternehmen wie die voestalpine und Engel Austria sind Vorreiter in der Nutzung von Robotik und intelligenten Steuerungssystemen. „Die enge Vernetzung zwischen Industrie, Forschungseinrichtungen und Universitäten wie Johannes Kepler Universität Linz und Fachhochschule Oberösterreich fördert die Entwicklung neuer Technologien, darunter Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen“, ergänzt Oberreiter.

Ausbildung anpassen

Um jedoch mit führenden Automatisierungsregionen mithalten zu können, muss die Region Herausforderungen wie den Fachkräftemangel und die hohen Investitionskosten bewältigen“, betont Elmar Paireder. In Oberösterreich herrschen Industrien vor, die sich derzeit noch schneller digitalisieren sollten. Vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen fehlen die Finanzmittel für umfangreiche Automatisierungsprojekte. Der harte Innovations- und Kostenwettbewerb wird durch die wachsenden Anforderungen der Nachhaltigkeit noch verschärft. „Außerdem besteht eine Diskrepanz zwischen den verfügbaren Qualifikationen und den Anforderungen der automatisierten Industrie an die Fachkräfte. Ausbildungsprogramme müssen daher ständig angepasst und erweitert werden, um den Bedarf auch weiterhin zu decken“, sagt Paireder.

Change-Prozess

Industriebetriebe in Branchen wie Metallurgie, Maschinenbau, Elektronik und Elektrotechnik sowie Automobilzulieferer setzen bereits Robotik, KI und IoT ein, um ihre Produktivität zu steigern. Kleinere Betriebe und das Gewerbe wie Tischlereien oder Bauunternehmen integrieren moderne Technologien bereits, um Effizienz und Präzision zu verbessern. Doch sie haben noch viel Automatisierungspotenzial, das gehoben werden kann. „Eines dürfen wir nicht vergessen“, betont Paireder. „Die Integration neuer Technologien ist nicht nur komplex und teuer. Unternehmen müssen daher nicht nur Änderungen der Technik bewältigen, sondern auch neue Betriebsabläufe und Änderungen der Unternehmenskultur.“

Wettbewerbsfähigkeit stärken

Durch verstärkte Investitionen in Infrastruktur, Forschung und gezielte Unterstützung für KMU kann Oberösterreich seine Position im globalen Wettbewerb weiter stärken. „KMU hier zu unterstützen, ist eine Kernaufgabe des MechatronikClusters. Daher arbeiten wir gemeinsam mit der Abteilung Policy & Standortstrategie an einer Initiative zur Steigerung des Automatisierungsgrades in Oberösterreichs produzierenden Unternehmen“, kündigt Elmar Paireder an. Erste Inhalte werden voraussichtlich schon am 28. Jänner bei der Fachkonferenz #automateUPPERAUSTRIA in der TECHBASE LINZ vorgestellt.

Save the Date

#automateUPPERAUSTRIA

Nach der erfolgreichen Premiere Anfang 2024 bei FANUC Österreich geht die Fachkonferenz #automateUPPERAUSTRIA in die zweite Runde. Am 28. Jänner 2025 wird die TECHBASE LINZ mit Siemens Österreich als Kooperationspartner zum Hotspot für Vertreter verschiedenster produzierender Branchen und für das Thema automatisierte und intelligente Produktion.

Der Produktionsstandort Oberösterreich steht vor tiefgreifenden Veränderungen: Flexibilität, Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit sind entscheidende Faktoren, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Konferenz „Technologieinnovationen als Schlüssel für eine Produktion von morgen“ beleuchtet praxisnah die drängendsten Herausforderungen und zeigt konkrete Lösungsansätze auf. Keynotes, Use Cases, Insights bei Unternehmen oder Live-Demonstrationen drehen sich um die flexible Gestaltung von Produktionsprozessen, die Steigerung von Effizienz und Produktivität oder die Bewältigung des Fachkräftemangels. Teilnehmende erfahren Sie aus erster Hand, wie führende oberösterreichische Unternehmen erfolgreich neue Technologien implementieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und den Herausforderungen der modernen Produktion zu begegnen.

#automateUPPERAUSTRIA 2025
28. Jänner 2025
TECHBASE LINZ
Wolfgang-Pauli-Str. 2, 4020 Linz
www.automate-upperaustria.at